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Du mit Dir - Allein aber nicht einsam


Positive Psychologie Karla Johanna Schaeffer

Was denkst du, wenn du das Wort 'einsam' hörst?

Ohne Begleitung zu sein? An einsame Zeiten Zuhause? Abgeschnitten sein von anderen? Einsame Haltestellen auf dem Land? Kontaktverlust? Nicht in Verbindung mit anderen Menschen zu sein? Verlassenheit und dadurch ein Gefühl von innerer leere und Traurigkeit?


Merkst du auch, dass all diese Assoziationen mit etwas äußerem zu tun haben? Etwas das im Außen darüber bestimmt, wie wir uns innerlich fühlen? Dass in uns ein Gefühl entsteht durch einen äußeren Umstand?

Mir gefällt eine Definition besser, die die Einsamkeit als einen Zustand beschreibt des nicht Wohlfühlens, weil wir den Wunsch und das Bedürfnis nach Verbindungen haben. Denn es gibt auch Menschen, die den ganzen Tag von anderen Menschen umgeben sind und Ehen und Freundschaften führen und trotzdem eine tiefe und allgegenwärtige Einsamkeit spüren.

Hier ist der Unterschied: Einmal glauben Menschen, sie seien einsam, weil sie keine Beziehung, Partnerschaft, Freundschaft oder Begleitung haben und deshalb einsam sind. Wir sind also physisch alleine. Und dann gibt es aber die vielen Menschen, die sich einsam und verloren vorkommen, obwohl sie verheiratet, in Beziehung und mit Begleitung sind. Vielleicht gibt es also noch eine andere Wahrheit als dass ein äußerer Umstand mit dem inneren Gefühl zu tun haben muss oder dafür verantwortlich sein kann.

Vielleicht sagst du über dich: Ich bin einsam. Einsam zu sein kann herzzerreißend sein. Und diesem Gefühl muss du mit viel Mitgefühl begegnen. Aber vielleicht erkennst du nach diesem Beitrag, dass alleine zu sein und einsam zu sein, zwei unterschiedliche Dinge sind.


Gut, aber vielleicht denkst du eben gerade, ich bin einsam.

Vielleicht hilft es dir, dir zu sagen: Ich bin ein Mensch, der gerade Einsamkeit erlebt. Ich bin kein einsamer Mensch. Sondern ich erlebe gerade Einsamkeit.

Ich glaube, dass Einsamkeit nicht mit unserem Beziehungsstatus oder unserem vollen Adressbuch zusammenhängt. Sondern dass es auch damit zu tun hat, wie wir über etwas denken.

Wir glauben, dass wir uns einsam fühlen, weil keiner uns versteht, jemand mit uns nicht telepathisch kommuniziert oder wir keine Beziehung oder keine Kinder haben und vielleicht alles alleine machen müssen. Dass dies die Gründe sind, weshalb wir einsam seien.


Wenn wir glauben, dass Einsamkeit von irgendwo außerhalb von uns kommt und die Lösung dann auch nur außerhalb von uns existiert, versuchen wir glaube ich, eine Lösung zu finden wo es keine gibt. Die Wahrheit ist, dass der Grund weshalb wir uns einsam fühlen, nicht darin besteht, dass wir alleine sind. Es hat nicht nur damit zu tun, was außerhalb von uns geschieht. Es liegt auch daran, wie wir denken, welche Bedeutung wir der Situation geben. Gedanken verursachen Gefühle.

Vielleicht hilft dir diese Differenzierung. Vielleicht hilft es dir, eine Situation anders anzunehmen und ihre Bedeutung zu verändern, sodass sie dich entspannen lässt.


Wenn Einsamkeit durch die Nähe zu Anderen eliminiert würde, warum fühlen wir uns dann trotzdem einsam? Die große Frage. Ich glaube es geht immer um eine tiefere Verbindung.

Vielleicht kennst du Gedankengänge: 'Er/sie sollte besser anders sein, sollte sich anders verhalten, sollte sich nicht so äußern, hat wieder dies/das gemacht'.. Wir sind nicht zufrieden wie unsere Beziehungen oder Freundschaften sind und wollen es anders. Wir wolle andere Reaktionen, Handlungen und Verhaltensweisen.

Automatisch kommen bei solchen Gedanken neue Folgegedanken wie: ‚Niemand versteht mich‘. 'Niemand versteht, wie es ist, Ich zu sein'.

Solche Gedanken lassen keine Verbindung mehr zu. Solche Gedanken lassen eine Mauer entstehen. Solche Gedanken, lassen uns einsam fühlen. Unverstanden. Ungeliebt. Ungesehen.

Sie halten uns fern von dem Gegenteil von Einsamkeit, nämlich von Verbindung.

Wenn wir uns nicht verbunden und unverstanden fühlen, regelrecht isoliert fühlen dann fühlen wir uns einsam. Und wie verhalten wir uns dann? Menschen, die sich so fühlen, isolieren sich noch mehr. Wir trennen uns, wir lösen uns aus Verbindung.

Wir sind zwar körperlich da, aber mental sind wir woanders. Wir ziehen uns in uns zurück, schrumpfen innerlich und tauschen uns vielleicht noch aus, aber wir sind nicht mehr voll da. Wir zeigen uns nicht so authentisch, wie wir sind. Wir lassen uns nicht in die Karten schauen und zeigen uns anderen Menschen nicht wirklich, weil wir uns einsam, getrennt und isoliert fühlen. Wir zeigen den Menschen nicht, was bei uns wirklich los ist. Und das führt zu noch mehr Trennung, mehr Isolation und mehr Einsamkeit.

Wir sind sozusagen in die Falle getappt, die wir so gerne vermeiden wollten. Wir isolieren uns und schaffen mehr Isolation, obwohl wir uns das Gegenteil wünschen. Wir fühlen uns nicht verbunden und wir schaffen keine weitere Verbindung.


Wir trauen uns oft nicht, uns genau so zu zeigen, wie wir tatsächlich sind. Mit allen Schwächen, Unsicherheiten, mit dem, was da ist.

Das bedeutet allerdings auch, dass wir nicht erkannt und gesehen werden können und verstanden werden, so wie wir uns das wünschen. Wir können nicht in diese tiefe Verbindung gehen. Weil das Gegenüber nur auf die (leere) Version reagieren kann, die wir ihm zeigen.

Und ist es nicht so, dass wir uns alle wünschen wirklich gesehen zu werden? Denn so erleben wir Verbindung und Sicherheit. Wir wollen uns sicher fühlen und fühlen uns besonders wohl mit Menschen, mit denen wir uns verbinden können. Wenn wir genau so sein dürfen, wie wir wirklich sind. In der Beziehung, in der Freundschaft, bei der Arbeit.

Wir verstecken uns so oft, obwohl es unser größtes Bedürfnis ist, gesehen zu werden.


Abgesehen davon ist Einsamkeit auch einfach ein Teil unserer menschlichen Erfahrung und dabei ist nichts schief gelaufen. Ich glaube Einsamkeit schleicht sich von Zeit zu Zeit in jedes Leben ein. Und das ist ok so. Das gehört dazu und ist einfach so.

Genauso wie ein Husten Teil unserer menschlichen Erfahrung ist, erleben wir auch teilweise das Gefühl einer Einsamkeit.

Es ist aber nicht ein Gefühl, das nur durch äußere Umstände entsteht.


Alleinsein kann für uns vieles bedeuten. Es kann Freiheit bedeuten, durchatmen, eine intensivierte Verbindung mit uns selbst genauso wie Abenteuer. Du kannst es natürlich auch Einsamkeit für dich bedeuten lassen. Das Alleinsein kann alles für uns bedeuten, was wir möchten.

Denn vielleicht liebst du es, Zeit und Ruhe für dich zu haben. Vielleicht liebst du es, genau das machen zu dürfen, worauf du gerade Lust hast. Vielleicht liebst du es, alles so entscheiden zu dürfen, wie du er für richtig hältst. Vielleicht liebst du es, alleine Urlaub zu machen. Es geht hier nicht um eine fundamentalistische Einstellung beim Alleinsein. Denn der Mensch liebt Verbindung und braucht sie so dringend wie Nahrung. Aber es gibt eben auch - vielleicht als essentiellste Basis -, die Verbindung mit uns selbst. Die den Rahmen schafft für Verbindung mit anderen.


Einsamkeit ist genau wie Glücklichsein, ein Zustand, der aus unserem Innen entsteht. Es ist ein Inside Job. Unsere Bewertung einer Situation schenkt uns ein Gefühl.

Alle Gefühle funktionieren so.


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Diesen Beitrag und mehr Impulse und Methoden gegen Angst gibt es in meinem Podcast 'Calm is your Superpower'.

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