Das Thema dieses Beitrags ist die Weiblichkeit. Weiblichkeit nicht als Eigenschaft von ausschließlich Frauen, sondern ich möchte es als Haltung, als eine Seins-Art beschreiben, die alle, egal ob Mann oder Frau, kultivieren sollten. Denn wir alle haben sowohl männliche als auch weibliche Energien in uns.
Die Art und Weise, wie viele von uns arbeiten, ist so, als ob wir uns in einer ständigen Erntezeit befinden, schreibt Kate Northrup. Der Phase, in der wir die Früchte, die Resultate abernten, die reif sind. Aber jeder, der schon einmal etwas in der Erde angebaut hat, weiß, dass das schlicht unmöglich ist. Egal ob männlich oder weiblich, unsere Körper haben Zyklen, genauso wie die Natur.
Trotzdem verlangen wir von unserem Körper, dass er die ganze Zeit im Produktionsmodus ist. Wir wünschen uns eine immerwährende Produktion, ein Laufwerk, das immer und kontinuierlich abwirft, doch das ist unmöglich. Wenn ein Samenkorn gepflanzt wird, braucht es Zeit, Pflege und Ressourcen wie Licht und Wasser, bevor es keimt und zu seiner vollen Entfaltung kommt.
Wenn man immer und immer wieder dieselbe Pflanze auf ein Feld pflanzt, ohne ihr eine Verschnaufpause zu gönnen, leiden die Pflanzen, weil der Boden weniger fruchtbar wird. Irgendwann gibt es keine Ernte mehr. Das Obst und Gemüse, das wir heute essen, ist nachweislich weniger nahrhaft als das unserer Großeltern, weil die landwirtschaftlichen Praktiken darauf ausgerichtet sind, so schnell wie möglich eine möglichst große, schädlingsresistente Ernte zu erzielen, anstatt eine Ernte von höchster Qualität.
Das Konzentrieren auf Quantität und Wachstum statt auf Qualität und Nachhaltigkeit führt zur Auszehrung des Bodens. Das alleinige Konzentrieren auf Ergebnisse, und auf großen, ständigen Wachstum und weitere Resultate, führt zu einem Zerfall auch bei uns Menschen.
Wenn wir von uns verlangen zu arbeiten, zu produzieren und zu schaffen, ohne dass es eineRuhephase gibt, brennen wir aus. Wir werden krank.
Wir erwarten von uns selber, dass wir uns in einem ständigen Spätsommer/Frühherbst befinden. Wir wollen das ganze Jahr über ernten.
Unser Körper bittet uns, eine Pause zu machen, und wir fühlen uns schuldig. Wir verurteilen uns selbst für unsere Pausen. Es fällt uns so schwer, das Tempo zu drosseln, selbst wenn unser Körper uns signalisiert, dass es an der Zeit ist, aufzuhören.
Das Weibliche, das wofür das Weibliche steht, nimmt zu, das ist schwer zu ignorieren. Wir beginnen zu verstehen, dass wir unsere intuitive, großzügige und pflegende Seite brauchen, um als Menschen gut und gesund (miteinander) zu sein. Wir beginnen zu begreifen, dass es im Leben mehr gibt als das, was wir nach einem Tag Arbeit vorweisen können.
Die Sache ist die: Unsere Gesellschaft schätzt die traditionellen Eigenschaften des Männlichen mehr als die traditionellen Eigenschaften des Weiblichen.
Ich spreche hier nicht von Männern über Frauen. Ich spreche von den beiden Arten von Energie, die wir in uns tragen, auch wenn die meisten von uns dazu neigen, sich mehr von der einen als von der anderen leiten zu lassen. Wir alle haben weibliche und männliche Energien in uns, wir alle brauchen beide Seiten, zu unterschiedlichen Zeiten.
Traditionelle Qualitäten des Männlichen sind:
Produktiv sein, geradlinig, analytisch, aggressiv, logisch, wettbewerbsorientiert, ergebnisorientiert, Tun statt Sein, Gewinner/Verlierer-Mentalität, Struktur, Äußerlichkeit, Individualismus, "Ich".
Traditionelle Qualitäten des Weiblichen sind:
Pflegend, intuitiv, zyklisch, sucht nach Win/Win-Szenarien, emotional, prozessorientiert, Sein statt Tun, nach innen gerichtet, empfänglich, Fluss, Gemeinschaft, "Wir".
Hast manchmal das Gefühl, dass die Welt nicht so gestaltet ist, dass sie das unterstützt, was du im Kern wirklich bist?
Dass du, um erfolgreich zu sein / um anerkannt zu werden / um auf dich aufmerksam zu machen, deine Intuition, deine Emotionen und andere Teile von dir abschalten musst?
Das liegt daran, dass die Welt in der wir leben, auf die Eigenschaften des Männlichen ausgerichtet ist. Die männliche Art zu leben. Nochmal, es geht hier nicht um Gender. So wie wir gesellschaftlich leben ist es nicht darauf ausgelegt, das Weibliche zu unterstützen. Und damit meine ich nicht die Gesellschaft als ‚die anderen‘. Sondern diese Gesellschaft sind wir.
So viele von uns sind in dem Glauben aufgewachsen, der im Blutkreislauf unserer Gesellschaft fließt, dass unser Wert mit unseren Leistungen gleichzusetzen ist.
Dass wir uns das Leben und alles, was gut ist, durch unser Tun verdienen müssen.
Immer mehr wichtige und einflussreiche Stimmen fordern uns Menschen auf, etwas weniger zu tun, innezuhalten, und auch mal nicht wissen zu müssen, wie es genau weiter geht. Den Acker zeitweise brachliegen zu lassen, damit er sich erholen kann.
Mal Langeweile zu haben. Sich auszuruhen und sich von der giftigen Kultur des ‚Sich-Auspowerns‘ und Zerquetschens zu lösen, für eine gewisse Zeit. Ruhe ist entscheidend für das Wachsen. Nochmal, wir sind Teil der Natur. Und wir können sehen, wie Natur funktioniert.
Eines der ersten Dinge, die mir bewusst geworden sind, als ich angefangen habe mit dieser körperlichen Art der Tiefenentspannung (TRE®), war, dass es den meisten von uns richtig schwer fällt, ‚Runterzukommen‘. ‚Loszulassen‘.
Wir geben oder bekommen diese Anweisung dennoch oft: ‚Entspann dich. Lass mal los.'
Und das ohne die geringste Überlegung, wie Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen und möglichen Traumata diese Aufforderung überhaupt aufnehmen können.
Es ist schwer, Spannungen und Blockaden in unserem Körper und im Kopf loszulassen, die sich über viele Jahre angesammelt haben. Einige meiner Vorbilder und Experten sagen, dass ‚die Probleme in unseren Geweben liegen‘. (Engl. The issues are in our tissues). Emotionen, die wir uns nicht erlaubt haben vollständig zu fühlen, oder Gedanken und Erfahrungen mit einer schweren emotionalen Ladung, die wir körperlich wahrnehmen, weil sie in unseren Körpern und im Gewebe manifest geworden sind.
Als energetische Rückstände im Körper sammeln sie sich an und bauen sich mit der Zeit auf, anfangs als Spannungen, Anspannung und Verhärtungen, die sich dann zu Krankheiten verfestigen, je nach unseren Reaktionen auf unsere Lebenserfahrungen.
Meine Spezialität, wenn ich das so nennen darf, oder das was mich besonders interessiert, ist die Perspektive des Körpers und die Verkörperung.
Ich lasse mich in diesen Raum fallen, den ich auch den tiefen, weiblichen Raum der Realität nenne. Ich habe gelernt, wie ich meinen Körper, meine Wahrnehmung und meine Sinne auf eine Art und Weise einsetze, die das Weibliche für mich sehr greifbar und sehr stark macht.
Und ich würde sagen, dass die meisten Menschen, Männer und Frauen, darauf trainiert wurden, ihren Körper und die Art und Weise, wie wir unseren Körper und unsere Sinne bewohnen, keinen Kontakt mehr mit dem Weiblichen haben. Aber wir kommen wieder in Kontakt, wenn wir lernen unseren Körper und unsere Sinne neu zu bewohnen.
Was ist Verkörperung?
Die meisten von uns bewohnen unseren Körper auf eine Art und Weise, die wir als eher männlich bezeichnen würden. Wir sind sehr penetrant. Penetrierend in der Art und Weise, wie wir dem Moment und der Realität begegnen und wie wir uns gegenseitig begegnen. Das hat ein bisschen etwas von dem 'Eroberer', einem Dominieren an sich. Wir wollen machen und tun und begreifen und wissen und verstehen und die Realität beherrschen. Das ist allgegenwärtig und subtil in uns eingeprägt. Es ist eine Verkörperung, die über Generationen hinweg weitergegeben wurde. Wir sind sehr versiert in der männlichen Art zu wissen und die Realität wahrzunehmen und zu dominieren, zum Nachteil des Weiblichen.
In meiner Arbeit bringe ich den Menschen bei, wie sie einen Weg zurückfinden können, ihren Körper zu bewohnen, und zwar auf eine Art und Weise, die sie mehr empfängt. Eine Art und Weise die uns mehr empfängt
Es fühlt sich an, wie ein nach Hause kommen. Es gibt eine Art und Weise, wie unser Körper und unsere Sinne und die Begegnung mit uns selbst uns mit dem Weiblichen in Berührung bringen. Wenn Menschen diesen Ort berühren und lernen, diesen Raum zu bewohnen und aus diesem Raum heraus zu leben, dann fühlt sich das wie ein Zuhause an.
Es fühlt sich so an, als ob wir endlich mit etwas Tiefem in Berührung kommen. Mit etwas, dem wir mit unserem ganzen konsumptiven Verhalten nachjagen.
Wir sind kollektiv auf der Suche nach dem Weiblichen. Wir suchen, jagen, greifen nach ihm, aber wir wissen nicht, wie wir mit 'ihr' in Kontakt treten können, weil der Kontakt mit unseren Körpern im Moment stattfindet – den wir verpassen, durch das Jagen.
In Bezug auf die Verkörperung haben wir uns also angewöhnt, auf der Oberfläche unseres Körpers zu leben, anstatt im hinteren Teil unseres Körpers zu ruhen.
Wenn wir beginnen, mit dem Weiblichen in Kontakt zu treten, geschieht etwas sehr Organisches und Natürliches: Wir erfahren das Gefühl, mit allem Leben und mit etwas Tiefem in uns verbunden zu sein. Nicht als Konzept oder Theorie, das wir intellektuell verstehen können, sondern als direkte Erfahrung.
Du kannst eine Erfahrung nicht geschehen lassen, du BIST die Erfahrung.
Es ist also eine andere Art von Intelligenz.
Ich denke, dass das Missverständnis des Weiblichen, nämlich weich und emotional und schwach zu sein ist, ein wichtiger Punkt ist. Ich spreche beim Weiblichen von der Fähigkeit, durch den Körper zu empfangen, sich selbst zu empfangen, den Moment zu empfangen und andere zu empfangen, und in Kontakt mit dem Herzen zu sein. Das erfordert, tiefer zu sinken als das Kopfzentrum. Es erfordert Bauchgefühl.
Soma. Empfangen durch den Körper. Das ist es, was das tiefe Weibliche ist.
Erlaube deinem Körper jetzt gerade, etwas mehr loszulassen, indem du ein paar tiefe Atemzüge nimmst. Spür, wie dein Körper auf der Erde ruht. Nimm deinen Körper beim Atmen wahr und spür sein Gewicht auf der Erde. Nimm wahr, wie dein Körper beim Einatmen leichter und beim Ausatmen schwerer wird. Spür die Erde unter dir. Und sinke in dein Becken. In deinen Rücken. Spüre ihre Kraft, ihre Festigkeit und ihre bedingungslose Unterstützung. Denk daran, dass die Erde das gesamte Gewicht deines Körpers und alles, was du sonst noch trägst, tragen kann.
Dein Körper ist dein Zuhause. Richte es dir richtig schön ein. Komm an. Und wenn du Hilfe dabei brauchst, weißt du, wo du mich finden kannst. Herzlich Willkommen!
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