Wer sitzt in deiner unsichtbare Jury? In meiner unsichtbare Jury.
Es geht um die Jury, die wir uns im Leben zusammenstellen. Die ganz viel bewertet, uns erlaubt oder nicht erlaubt. Vielleicht inspiriert dich dieser Beitrag, um auch mal genauer hinzuschauen, wer dort eigentlich genau sitzt und ob die Mitglieder förderlich sind, oder ob sie einmal ausgetauscht werden sollten.
Aussagen wie: ‚Alle sagen, dass….‘ ‚Die Anderen denken, dass….‘ ‚Keiner versteht mich..‘ ‚Alle können besser…..‘ - kenne wir alle.
Mich hat interessiert, wer das denn immer genau ist, ganz individuell für jeden einzelnen von uns. Dieses ‚Jeder‘, ‚Alle‘ ‚Keiner‘ oder ‚die Anderen‘.
Wen machen wir zu unserer Jury?
Denn auch wenn wir meinen, mir ‚Jeder‘ oder ‚Allen‘ eine breite Maße zu beschreiben, glaube ich, dass wir trotzdem nur einen ganz kleinen, persönlichen Kreis benennen. Denn meine Einschätzung von ‚Jeder‘, ‚Allen‘ oder ‚die Anderen‘ beschreibt ganz andere Menschen als dein ‚Jeder‘.
Die Verallgemeinerung von ‚Allen‘, setzt sich für jeden von uns aus erschreckend wenigen Menschen zusammen. Psychologen nenne diese vage Beschreibung von ‚allen anderen‘ den generalisierten Anderen.
Von klein auf haben wir als Menschen den Wunsch, dazuzugehören. Vor allem, wenn wir jung sind ist eine Zugehörigkeit ganz essentiell. Wenn wir uns etwas festigen, älter und stärker werden, ändert sich das ein bisschen und dennoch bleibt der Wunsch, dazuzugehören. Gut zu sein. Richtig zu sein.
Egal wie sehr wir uns wünschen frei zu sein und wirklich unserem Herzen zu folgen, bleibt es schwierig, wenn unsere Jury das kritisch beäugt. Wenn unsere Jury uns beobachtet, alles beurteilt und bewertet.
Diese Jury, du hast es bestimmt schon gemerkt, existiert nur in unserem Kopf. Und auch ihre Kritik und ihr Urteil ist rein imaginär.
Wenn wir anfangen, ein bisschen genauer hinzuschauen, Gedanken und Glaubenssätze zu hinterfragen, dann versuchen wir solchen offensichtlichen Täuschungsversuchen unseres Verstands nicht auf den Leim zu gehen. Wir reflektieren uns und versuchen falsche Pauschalisierungen zu vermeiden und trotzdem können wir uns, glaube ich, alle täglich bei neuen Verallgemeinerungen ertappen.
Wenn ich mich also frage: Wer genau ist dieses ‚Alle‘ ist in ‚Alle denken von mir … wenn ich …‘. Wen meine ich genau?
Egal welche Verallgemeinerung ich wähle, ich habe immer nur eine Handvoll bestimmter Menschen im Sinn, die ich zu meinen ‚Allen‘, ‚Jeder‘ oder ‚die anderen‘ mache.
Bei dir auch?
Unsere kleine Gruppe mit dem Titel ‚Alle‘ variiert also sehr stark von der generellen Statistik unserer Gesellschaft, Kultur und Weltbevölkerung, richtig?
Viele von uns haben eine Gruppe mit dem Namen ‚Alle‘ die aus Menschen besteht, die uns großgezogen haben oder die mit uns aufgewachsen sind. Selbstverständlich variieren unsere Jurys je nach Thematik. Aber oft bestehen sie auch Menschen, die Teil eines prägenden Lebensabschnitts waren oder die uns zu einer wichtigen Phase in unserem Leben begleitet haben.
Um herauszufinden, wer deine Gruppe von Jurymitgliedern ausmacht, kannst du dir ein paar Fragen stellen und dann bei jeder Frage ganz klar hinterfragen, wer genau damit gemeint ist:
Menschen beurteilen mich, weil ich, oder wenn ich….
(Wer genau?)
Menschen lieben es, wenn ich… oder weil ich…
(Wer genau?)
Alle sagen immer zu mir …
(Wer genau?)
Keinen interessiert es, wenn ich …
(Wer genau?)
Wenn es dir wie mir geht, dann wird es dir schwerfallen, diese Fragen mit mehr als einer Handvoll Beispielpersonen zu füllen. Richtig?
Mit Menschen, die wirklich diese Erwartungen an uns stellen oder die wirklich so über uns urteilen.
Spoiler: Auch wenn wir meinen wir hätten da jemanden, der so oder anders über uns urteilt, auch damit können wir falsch liegen.
Wen machst du zu deiner Jury? Wer sitzt da und stimmt ab. Und lässt dich vielleicht bestimmte Schritte nicht gehen, weil du dich vor eine Blamage fürchtest und vor der Scham, die mit einer Niederlage deiner Idee verbunden wäre?
Sollen diese Menschen dort sitzen? In deiner Jury? Hinterfrage das für dich.
Vor allem wir Frauen brauchen manchmal jemanden, der uns liebevoll daran erinnert, unter das dunkle Bett zu leuchten und nachzuschauen. Sich den inneren Geistern und Teufeln zu stellen, um zu erkennen, dass wir uns in vielen Dingen selber im Weg stehen.
Weil wir unsere Jury nicht austauschen und wir Entschuldigungen und Ausreden dafür finden, warum Dinge, die wir uns eigentlich wünschen, nicht möglich für uns sind.
Diese Jury ist nicht real. Sie ist eine, die wir selber aufgestellt haben. Nicht bewusst und mit Absicht. Aber es ist eine, an der wir festhalten, niemand zwingt uns dazu. Auch sie hat ihren Grund, ihre ganz eigene, perfide Daseinsberechtigung. Weil wir sie oft als Ausrede dafür benutzen, warum bestimmte Dinge für uns nicht möglich sind. Für uns besonders schwer sind oder warum wir bestimmte Dinge nicht umsetzen können.
Unser Selbstbild setzt sich mitunter daraus zusammen, wie andere auf uns reagieren. Es ist sehr viel einfacher selbstbewusst zu sein, wenn andere Menschen respektvoll mit uns umgehen und uns unseren Wert zu jeder Zeit spiegeln.
Wie du dich selber siehst beruht auf ganz alten, tief verwurzelten Erfahrungen. Den guten und den schwierigen, vor allem aber denjenigen, die tief gehen.
Jede einzelne ‚Micro-Abweisung‘, die du je erfahren hast, ist in deinem Unterbewusstsein gespeichert.
Was du wahrscheinlich nicht weißt, ist, dass du der perfekteste Mensch auf dem Planeten sein könntest, und du trotzdem nicht automatisch inneren Frieden spürst.
Jedes Mal, wenn du Entscheidungen oder dein Leben für die Augen oder die Akzeptanz eines anderen Menschen triffst, entfernst du dich Schritt weiter weg von dir selbst.
Du baust dir damit ein Leben, dass auf der Validierung einer unsichtbaren Jury wurzelt, die dich in Wahrheit vermutlich gar nicht wirklich beobachtet, wahrnimmt, oder gar nicht so hart mit dir ins Gericht geht.
Ich glaube wir können alle beobachten, wie manche Menschen von außen makellos und reich erscheinen und von innen komplett leer, unglücklich und ja - insolvent sind.
Finde zurück zu dir. Lass deinen Körper wieder dein Zuhause werden. Dein Tempel, dein Zuhause. Dort wo du zuhause bist und dich wirklich wohl fühlst.
Stell dir die schwierigen Fragen.
Was hilft dir, um die Meinung und das Urteil anderen Leute an dir abperlen zu lassen? Was hilft dir, dich wirklich als du selbst zu fühlen und dich als du selbst zu zeigen?
All die Mental-Akrobatik, die du über die Jahre gemacht hast, all das Relativieren deiner inneren Wahrheit, das Wegdrücken deiner inneren Stimme, das Verwässern und Anpassen deiner Wünsche, all das Versuchen ja nicht zu viel zu sein, zu laut zu sein, der Versuch nur noch attraktiver zu sein, besonderer zu sein, erfolgreicher zu sein. All das hat wahrscheinlich nicht geholfen, dich mehr akzeptiert und gesehen zu fühlen. Mehr geliebt zu fühlen. Oder?
Das erste, was du tun kannst ist, dich zu fragen, wer du sein könntest, wenn du dich denn trauen würdest. Wer und wie du sein könntest, wen dir keiner dabei zu sieht. Wenn dich keiner bewertet.
Und das nächste könnte sein, dich zu fragen; Was dir wirkliche Freude macht. Was dein Herz hüpfen lässt. Wenn niemand dabei zusieht.
Und dann machen wir uns daran, die ganzen Teilchen von uns, die wir wieder sehen können, die Teilchen, die abgebrochen waren, weggebrochen waren, verdeckt waren und versteckt waren, wieder frei zu legen. Neu zusammenzusetzen. Wie ein Mosaik. Wir lernen uns wieder kennen und fragen uns die schwierigen Fragen und sammeln Splitter um Splitter unseres Mosaiks zusammen und legen es neu.
Es geht im Leben nicht darum, sich Wert zu verdienen. Wir alle sind vom ersten bis zum letzten Tag an zu 100% wertvoll.
Die Realität ist, dass du von manchen Menschen geliebt und bewundert werden wirst und von anderen Menschen nicht. Den Teil, den du kontrollierst und beeinflusst ist, wie du dich zeigst vor dir (um deine 100% wissend) und wie du dich traust zu zeigen vor anderen (auch um deine 100% wissend).
Wieviel traust du dich von dir zu zeigen. Wie willst du sein und von anderen gesehen werden. Wofür stehst du? Wer bist du? Wer willst du sein?
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